Chemie und Kunststoffe

Die Chemie- und Kunststoffindustrie blickt in Mitteldeutschland auf eine über 100-jährige Tradition zurück. Nach dem Jahre 1990 wurden ca. 17 Milliarden Euro in die Industrie für die Anschaffung neuer Produktionsanlagen investiert. In der Metropolregion Mitteldeutschland entstand so eines der effizientesten Chemie-Standorte weltweit. Aktuell zählt dieser Industriezweig wieder zu den wichtigsten Wachstumsbranchen in der Region.

Chemieparks der Region fungieren als Vorbild weltweit

In der Region Mitteldeutschland sind ca. 750 Unternehmen ansässig, die der Chemie-und Kunststoffverarbeitenden Industrie angehören. Es befinden sich unter diesen Unternehmen eine Vielzahl sogenannter „global player“. Das sind global agierende Unternehmen, wie Bayer, Total oder auch BASF. Diese Konzerne beschäftigen rund 76.000 Mitarbeiter und erwirtschaften in Summe ca. 20 Milliarden Euro p.a. Zu den großen mitteldeutschen Chemiestandorten zählen Leuna, Schkopau, Bitterfeld-Wolfen sowie Böhlen und Zeitz. Insbesondere Böhlen gilt als das weltweite Vorbild und Beispiel für das Chemieparkmodell.
Dort bestehende Unternehmen bekommen sowohl Dienstleistungen geballt aus einer Hand sowie diverse Infrastrukturangebote. Die besonders hohe Attraktivität des Chemiedreiecks in Mitteldeutschland erlangt es jedoch vor allem durch die sichere und schnellere Verfügbarkeit der notwendigen Rohstoffe durch den Stoffverbund zwischen und in den Standorten.

Experten sind sich einig, nicht nur die gute Zusammenarbeit an den Standorten vor Ort ermöglichte diese Erfolgsgeschichte, denn ganz besonders hervorzuheben ist die geografisch günstige Lage des Chemiedreiecks, die diese Erfolgsgeschichte maßgeblich förderte. Aufgrund des Beitritts der mittel- und osteuropäischen Länder in die EU erstreckt sich das Wirtschaftsgefüge immer mehr in Richtung Osten. Diese schnelle Verlagerung der wirtschaftlichen Schwerpunkte ist einer der wichtigsten Indikatoren, der dazu führte, dass insbesondere die chemische Industrie und die Kunststoffbranche in den vergangenen Jahren so schnell in Fahrt gekommen ist. Experten bezeichnen diesen Prozess auch als Wanderung der Wachstumsbanane, aufgrund des großen und günstigen Arbeitskräfteangebots. Die daraus resultierte Zusammenarbeit über die bestehenden Ländergrenzen hinweg, machte eine zusätzliche Synergienutzung der beteiligten Akteure noch zusätzlich möglich.

„Knowlegde sites“ für anwendungsnahe Forschung und Entwicklung

Die Wiege der Chemieforschung befindet sich in Schkopau. Bereits 1937 wurde zum ersten Mal durch das Emulsionsverfahren Synthesekautschuk in einer technischen Anlage hergestellt. Dies war einer der Startschüsse, die in dem Bereich historisch im Chemiedreieck stattfanden.
Aufgrund der mittlerweile hochspezialisierten Kenntnisse der Chemiestandorte in der Region, positionierten sie sich darüber hinaus aber auch immer mehr als sogenannte „knowlegde sites“ für anwendungsnahe Forschung und Entwicklung. Mittlerweile sind die Standorte führend in der Polymerherstellung und –verarbeitung.
Experten beschreiben die Region Mitteldeutschland hierbei auch als die Region, die die besten Wertschöpfungsketten sicherstellen konnte.

Großunternehmen der Polymersynthese sowie polymerverarbeitende Betriebe und Forschungseinrichtungen werden mit dem Ziel vor Ort zusammengeführt gemeinsame Forschungs- und Entwicklungsarbeiten zu leisten. Dort erfolgt eine weitaus bessere Integration der KMU´s (kleine und mittelständische Unternehmen) durch die erweiterte Netzwerkmentalität. Die Unternehmen haben zentral die Möglichkeit an den so wichtigen Wertschöpfungsketten mitzuarbeiten und diese für sich sowohl kostenmäßig, wie auch ablauftechnisch bestmöglich zu gestalten.
Durch die Nutzung dieser Synergien werden schneller neue Kunststoffprodukte mit weitaus besseren Eigenschaften sowie innovativen Synthese- und Verarbeitungstechnologien kreiert. Die Wettbewerbsfähigkeit am internationalen Markt bleibt hiermit nachhaltig bestehen, da man gemeinsam den Markt entwickelt und gestaltet.

Steigender Absatzmarkt in der Kunststoffindustrie

Überall im Alltag finden Verbraucher die Produkte der mitteldeutschen Chemie- und Kunststoffindustrie. Man findet sie im Haushalt oder auch in der Arbeitswelt. Selbst im Kinder- oder Schlafzimmer sind sie immer wieder, wenn auch manchmal unerwartet zu finden. Immer häufiger ersetzen gewisse Kunststoffe, eher traditionelle Materialen.
Frontpartien sowie andere Bauteile von Autos sind mittlerweile häufig nicht mehr aus dem Stahl. Kunststoff wird hier immer häufiger verwendet. Aktuell ist die Entwicklung so, dass der Verbrauch von Kunststoff den tatsächlichen Verbrauch von Stahl übertroffen hat. Hierbei ist zukünftig ganz klar abzusehen, dass der Trend zum Einsatz von Kunststoff auch weiterhin steigend verlaufen wird.